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Faiza

Studieren mit Pflegeverantwortung

  • Transparenz
  • Nebenjob
  • Familiäre Verpflichtung
Hi, ich bin Faiza. Der Name steht im arabischen für die Gewinnerin, wobei ich das aktuell mit meiner Leggins, den Sneakern und der weiten Strickjacke vielleicht nicht ausstrahle. Bequem und praktisch ist das Outfit aber alle mal. Meine braunen Haare habe ich zu zwei Zöpfen zusammengebunden und ja, ich bin gigantische 157cm groß. Faiza , 32
Hi, ich bin Faiza. Der Name steht im arabischen für die Gewinnerin, wobei ich das aktuell mit meiner Leggins, den Sneakern und der weiten Strickjacke vielleicht nicht ausstrahle. Bequem und praktisch ist das Outfit aber alle mal. Meine braunen Haare habe ich zu zwei Zöpfen zusammengebunden und ja, ich bin gigantische 157cm groß. Faiza , 32
Faiza

Über mich

Alter 32 Jahre
Hobbys Lesen und Eishockey
Studium Informatik im Bachelor
Pronomen Sie / ihr

Hey, mein Name ist Faiza, ich bin 32 Jahre alt und studiere Informatik an der TU Darmstadt. Ich wohne mit meinem Partner Chris und unserem 1 1/2 Jahre alten Sohn Jonas in Griesheim. Auch Chris studiert in Darmstadt und wir arbeiten beide als wissenschaftliche Hilfskräfte an der Uni. Das ist schon ne Herausforderung, aber BAföG alleine reicht leider nicht. Und wir haben einfach großes Glück, dass meine Schwiegereltern uns in der Betreuung von Jonas unterstützen. So finde ich mittlerweile neben dem Arbeiten und dem Studium auch noch etwas Zeit für mich. Das haben wir uns hart erarbeitet. Ich lese unheimlich gerne und treffe mich wöchentlich mit einer Gruppe zum Eishockey spielen.

Allgemeine Informationen

Studienplanung

Ein Studium mit Pflegeverantwortung kann mit einigen Barrieren verbunden sein. Einige davon scheinen offensichtlich, wie beispielsweise Herausforderungen in der Zeitplanung. Dennoch gibt es auch im digitalen Raum einige Barrieren für Studierende mit Pflegeverantwortung, die vielleicht nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Viele Studierende, die familiäre Verpflichtungen haben – sie pflegen beispielsweise ein Kind oder eine angehörige Person – profitieren von digitalen Studienangeboten. Je nach Alter des Kindes und vorhandenen Unterstützungsstrukturen müssen Stundenpläne dementsprechend belegt werden. Viele Studien- und Prüfungsordnungen sehen hier schon einige Anpassungen vor. Außerdem bieten viele Hochschulen die Möglichkeit eines Teilzeitstudiums (mit reduziertem Stundenumfang) an. Zur Unterstützung in der Planung und Strukturierung des Studienalltags gibt es an Hochschulen häufig verschiedene Beratungs- und Servicestellen. Auch Angebote zur Kinderbetreuung oder Beratung zu finanzieller Unterstützung sind dort verortet.

Nachdem Jonas ein halbes Jahr alt war und weil wir die Unterstützung meiner Schwiegereltern hatten, habe ich mein Studium als Teilzeitstudium wieder aufgenommen. Mittlerweile studiere ich wieder in Vollzeit, da man im Teilzeitstudium keinen Anspruch auf BAföG hat. Das wurde finanziell dann einfach nicht mehr stemmbar.

Flexibilität

Planbarkeit ist mit familiärer Verantwortung sehr schwierig, da immer wieder unvorhersehbare Dinge passieren – das Kind wird plötzlich krank, betreuende Personen fallen aus...offene Aufgaben müssen daher immer dann erledigt werden, wenn gerade Zeit ist. Prokrastination kann man sich nicht leisten! Das erfordert viel Selbstdisziplin.

Eine klare Kommunikation mit Partner*in und weiteren betreuenden Personen ist wichtig, um auch ungeplante Situationen zu meistern.

Natürlich schaue ich schon bei der Semesterplanung, welche Kurse ich überhaupt belegen kann. Kurse mit Anwesenheitspflicht in Präsenz sind für mich eigentlich nicht möglich. Gerade in der Winterzeit ist Jonas häufiger erkältet und ich muss mit ihm zuhause bleiben. Wenn Anwesenheit dann ein Kriterium zum Bestehen des Kurses ist, kann ich den halt nicht belegen. Digitale Abend- oder Blockseminare sind für mich passender. Leider kommt es auch da manchmal vor, dass ich zu spät komme und kurzfristig früher weg muss. Das ist natürlich blöd, weil ich dann inhaltlich Dinge verpasse und ein paar genervte Blicke fange ich mir da auch immer mal wieder ein.

Fakten und Zahlen

Lehrveranstaltungen

Studierende mit Pflegeverantwortung brauchen räumliche und zeitliche Flexibilität. Aufgezeichnete Vorlesungen, die asynchron und nach eigenem Tempo angeschaut werden können, sind daher häufig sehr hilfreich.

Manchmal komme ich mir vor wie eine Eventplanerin. Eine Familie mit kleinem Kind zu organisieren, erfordert schon ein gewisses Organisationstalent. Aber das dann auch noch parallel mit zwei studierenden Elternteilen – das ist ne Herausforderung. Selbst gewählt, ja, aber es könnte trotzdem manchmal viel einfacher sein, wenn es strukturell nicht so starr wäre.

Eine klar abgesprochene Tagesstruktur einerseits, aber auch unplanbare Unterbrechungen dieser Struktur bestimmen den Alltag der Eltern. Wegfallende Anfahrtswege zur Universität und individuell einteilbare Lerneinheiten können diese benötigte Flexibilität unterstützen.

Manchmal lässt es sich nicht vermeiden und Chris oder ich müssen Jonas mit an die Uni nehmen, da wir keine Betreuung für ihn haben. Alleine die Wege hin und von der Uni sind für mich sehr anstrengend. Natürlich brauche ich mit Jonas länger und muss viel Zeit einplanen. Zum Glück gibt es auch einen Raum an der Uni, in dem ich Jonas früher in Ruhe gestillt habe und ihn auch wickeln und eine Pause machen kann.

Chris
Partner
Chris

Ja, das hat bisher zum Glück immer ganz gut geklappt. Wir fragen dann jeweils bei den Dozierenden an, ob es okay ist, dass Jonas mit in der Vorlesung sitzt. Mit einem Sitzplatz nahe der Tür, um auch mal schnell mit ihm rauszugehen, klappt das ganz gut. Trotzdem ist man halt auch immer abgelenkt und kann nur mit einem Ohr zuhören.

Und das geht mit einem Kind ab und an mal. Aber mit Pflegeverantwortung für ein älteres Familienmitglied zum Beispiel wird es schwierig. Ein Freundin von mir pflegt ihre kranke Oma. Es ist sozial akzeptiert, dass man mal Kinder mit zur Arbeit oder an die Uni bringt – aber nicht die Oma.

Werden die Vorlesungsunterlagen im Voraus digital zur Verfügung gestellt, können beispielsweise die Schlafzeiten des Kindes genutzt werden, um sich vorzubereiten.

Außerdem sind klare Absprachen und Transparenz zur Struktur und den Anforderungen einer Veranstaltung zu Beginn eines Semesters sehr wichtig. Hier können auch alternative Prüfformate und Regelungen zur Anwesenheit kommuniziert werden.

Ehrlich gesagt, ist das immer das Erste, was ich mir in der Veranstaltungs­beschreibung anschaue: Gibt es eine Anwesenheitspflicht? Wie oft darf ich maximal fehlen? Gibt es die Möglichkeit, online teilzunehmen oder asynchron zu Arbeiten? Ich muss einfach wissen, welche Anforderungen an mich gestellt sind und ob ich diesen zeitlich gerecht werden kann. Und wenn ich als Prüfungsleistung eine Hausarbeit schreiben kann, ist das für mich besser machbar, als eine Präsenzprüfung. Ich würde mich freuen, wenn diese strukturellen und inhaltlichen Anforderungen immer selbstverständlich und klar zu Beginn kommuniziert werden und ich nicht erst bei Dozierenden nachfragen muss.

Lernmaterial

Ist Lernmaterial in verschiedenen Formen und Modalitäten vorhanden, kann es zu unterschiedlichen Situationen in den Alltag eingebaut werden: Untertitel beispielsweise ermöglichen das Anschauen eines Lernvideos ohne Ton in einem Wartezimmer und gleichzeitig können aus diesen ein Transkript zum Nachbereiten erstellt werden. Und Audioaufnahmen oder Podcasts können auch während des Stillens gehört werden.

Da das asynchrone Lernen besser in den Alltag integriert werden kann, sind didaktisch gut aufbereitete Anleitungen für Selbstlernphasen sehr hilfreich und wichtig. Wenn aufgezeichnete Vorlesungen oder Lernvideos in didaktisch sinnvolle Kapitel unterteilt und diese dementsprechend auch benannt werden, können Studierende diese „häppchenweisen“ anschauen, lernen und effektiv auch wiederholen.

Ich bin immer sehr froh, wenn ich Videos oder Podcasts zu einem Thema finde oder es sogar so von Lehrenden zur Verfügung gestellt wird, da ich mir dann die Inhalte flexibel anhören oder anschauen kann. Und wenn es dann kein 90 minütiges Video ist, sondern Kurzvideos zu Lerneinheiten, ist das für mich optimal.

Interaktion und Kommunikation

Wir sind darauf angewiesen, dass Lehrende ihre Vorlesungen entweder asynchron zur Verfügung stellen, oder dass wir auf Verständnis bei ihnen stoßen, wenn wir spontan an Veranstaltungen nicht teilnehmen können. Das ist leider nicht immer der Fall, da häufig noch das Idealbild von Vollzeitstudierenden ohne Einschränkungen vorherrscht.

Chris
Partner
Chris

Ja genau. Dass Studieren und Familien parallel existiert, ist nichts Neues mehr. Trotzdem fehlt manchmal noch die soziale Akzeptanz. Schön wäre, wenn ich mich irgendwann nicht mehr rechtfertigen muss, dass ich Student UND Papa bin und das auch so gewählt habe.

Häufig füllen die Erziehung und Betreuung eines Kindes, das Studium und eventuelle Nebenjobs den Alltag komplett aus. Wird dann noch asynchron studiert, sind soziale Kontakte zu Mitstudierenden oft erschwert. Und auch die unterschiedlichen Tagesrhythmen machen gemeinsame Gruppenarbeiten und Projekte mit Mitstudierenden manchmal zu einer Herausforderung.

An der Uni gibt es ein Vernetzungstreffen für Studierende mit Pflegeverantwortung. Da werden neue Regelungen kommuniziert und man hat die Möglichkeit, sich auszutauschen. Das hat mir sehr geholfen und tut es auch immer noch. Und es gibt tatsächlich auch einen Moodle-Kurs „Studieren mit Kind“ mit wichtigen Informationen. Das war auch das Erste, was ich gemacht habe, als ich schwanger war. Ich hab‘ nach allen Informationen und Möglichkeiten der Uni gesucht. Das würde ich auch allen Studierenden mit Pflegeverantwortung empfehlen. Jede Hochschule hat eine Anlaufstelle - ob das jetzt das Familienbüro, ein Gleichstellungsbüro oder die Studienkoordinations­stelle ist.

Fragen an Faiza

Faiza, was wünschst du dir von Lehrpersonen?

Hört sich ganz leicht und selbstverständlich an. Aber generell erst einmal: Ein offenes Ohr und eine offene Haltung gegenüber Studierenden, die Pflegeverantwortung haben oder auch aus anderen Gründen kein Vollzeitstudium in Präsenz durchziehen können. Wertschätzung ist das passende Wort, glaube ich. Und vielleicht auch manchmal mehr Menschlichkeit. Es gibt doch auch genügend Dozierende mit Familien und Pflegeverantwortung. Vielleicht müssten wir alle mehr darüber sprechen und offen auch Grenzen aufzeigen.

Faiza, an wen können sich Studierende mit Pflegeverantwortung für Unterstützung und Entlastung an der Hochschule wenden?

Also, gute erste Anlaufstellen sind auf jeden Fall die Familienbüros der Hochschulen oder Studienberatungen, manchmal auch die Gleichstellungsbüros. Als es bei mir mal um ne längere Frist für eine Hausarbeit ging, hab ich direkt meine Dozentin gefragt. Man kann aber auch mit Studienkoordinator*innen oder Modulbeauftragten sprechen. Für die offiziellen Geschichten sind die Prüfungsämter dann die richtigen Stellen.

Prüfungen

Nicht selten finden mehrere Prüfungen in Präsenz in einer Prüfungswoche gegen Ende des Semesters statt und erfordern eine mehrmalige, mehrstündige Anwesenheit an der Uni. Das ist organisatorisch für viele Studierende mit familiären Verpflichtungen nicht möglich. Alternative Prüfungsformate und individuelle Absprachen können hier sehr hilfreich sein.

Letztes Semester hatten wir beide zur gleichen Zeit unsere Prüfungswoche mit jeweils 3 Prüfungen in Präsenz. Da sind wir beide, Jonas und meine Schwiegereltern auf dem Zahnfleisch gegangen.

Auch pflegende Studierende können einen Antrag auf Nachteilsausgleich stellen, um beispielsweise Fristen für Abgaben zu verlängern oder kurzfristig von Prüfungen zurücktreten, diese verschieben zu können oder alternative Prüfungsformate in Anspruch zu nehmen.

Selbstcheck Barrierefreiheit

Hier finden Sie eine Checkliste, um zu überprüfen, wie barrierefrei Ihre Lehre bereits ist.

1 von 5 Tipps werden umgesetzt

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